Naturfilm mit Brisanz – Natur Natur sein lassen
Kino-Stimmung im Pfarrsaal: Am Dienstag, 06. Oktober wird dort der Naturfilm „Wildes Deutschland - Der Bayerische Wald“ vorgestellt, freut sich Jörg Bachinger, der Organisator des Grünen Kinos. Zum vierten mal heißt es dann: „Film ab!“ 45 Minuten lang erzählt der aus Niederbayern stammende Produzent Jürgen Eichinger die Geschichte eines Waldes, der stirbt und wieder zu neuem Leben erwacht. Doch der Film ist mehr als eine Ansammlung beeindruckender Bilder. Er ist ein Plädoyer für die Nationalpark-Philosophie „Natur Natur sein lassen“. Baum-Skelette, so weit das Auge reicht. Eine „Totholzwüste“. Was ist mit diesem Wald geschehen? Dieser Frage geht Jürgen Eichinger in seinem Film nach. Er sieht genau hin, erklärt detailliert, was in den vergangenen Jahrzehnten im Gebiet des Nationalparks Bayerischer Wald passiert ist. Stürme, Schneebruch und insbesondere der Borkenkäfer haben den Wald dramatisch verändert. Aus einem gehegten und gepflegten Wirtschaftswald ist ein chaotischer Urwald geworden.
Hommage an die Kraft der Natur
Für Jürgen Eichinger ist das alles andere als eine Katastrophe, im Gegenteil. Für ihn ist dieser Wandel ein Wunder. Und man wird als Zuschauer tatsächlich ein wenig ehrfürchtig, wenn man in beeindruckenden Zeitraffer-Aufnahmen sieht, wie auf scheinbar totem Holz aus Samenkapseln winzige Fichtensämlinge dem Licht entgegen wachsen. Oder wenn Eichinger den Zuschauer mitnimmt auf spektakuläre Flüge über die schier unendliche Waldwildnis. Der Multikopter - eine Symbiose aus Kamera und Helikopter - ermöglicht die spektakulären Flugaufnahmen für den Film. Jürgen Eichingers Film ist eine Hommage an die Kraft der Natur. Eine Ode an das Leben, das stärker ist als der Tod. Der Nationalpark Bayerischer Wald ist für ihn der ungewöhnlichste Wald Europas, der wertvollen Lebensraum für zahlreiche Pflanzen- und Tierarten bietet. Ein Ort, an dem Werden, Wachsen und Vergehen perfekt ineinander greifen - wenn man die Natur sich selbst überlässt. Und das ist bekanntlich nicht überall der Fall. Jürgen Eichinger zeigt auch die andere Seite des Nationalparks. Wälder im Erweiterungsgebiet, wo Harvester sich als baumfressende, monströs wirkende Maschinen durch Windwürfe arbeiten und Motorsägen aufheulen. Der Filmemacher übt deutlich Kritik an den menschlichen Eingriffen zur Käfer-Bekämpfung. „Ich wollte einen politischen Film mit einer Botschaft machen“, betonte Eichinger, „ich wollte zeigen, warum der Borkenkäfer im Nationalpark Bayerischer Wald nicht zum Totengräber, sondern zum Geburtshelfer wurde. Ich will die Leute zum Nachdenken bringen, ob man wirklich bis 2027 den Käfer im Erweiterungsgebiet bekämpfen soll. “ Er habe kein Verständnis, warum Lokalpolitiker und insbesondere auch Touristiker tatenlos zusehen, was hier im Nationalpark geschehe: „Während meiner Dreharbeiten habe ich immer wieder mit Besuchern gesprochen, die nicht verstehen, warum im Nationalpark mit der Seilwinde und auf ausgebauten Forststraßen Holz abtransportiert wird.“ Für seinen Film, der bereits mit dem Deutschen Naturfilmpreis ausgezeichnet wurde, erntet der Produzent viel Applaus und Lob: „Sie können stolz sein auf Ihr Werk: Wer diesen Film gesehen hat, der wird wissen, wo Bayerns wilde Wälder wachsen, nämlich bei uns im Nationalpark Bayerischer Wald“, sagte Nationalpark-Leiter Dr. Franz Leibl und dankt Eichinger und dem BR für ihre Arbeit. Auch für seine eindeutige Haltung in Sachen „Natur Natur sein lassen“ bekommt der Filmemacher prominente Unterstützung. Dr. Christian Magerl (Grüne), Vorsitzender des Umweltausschusses im Bayerischen Landtag, forderte, dass die derzeitige Borkenkäfer-Politik im Nationalpark erneut auf den Prüfstand gestellt werden müsse.
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